Mathias Hornung

"Ich bewege mich in meinen Holzarbeiten in diesem faszinierenden Spielraum, der zwischen der Zwei- und Dreidimensionalität hin und her kippt."
1965 geboren in Tübingen, 1985 - 1988 Ausbildung zum Industriemechaniker, 1988 - 1993 Studium Bühnen- und Kostümbild an der Staatlichen Hochschule der bildenden Künste Stuttgart Weissenhof. Seit 2017 wurden seine Werke regelmässig in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen in Reutlingen, Regensburg, Berlin, Wien, Salzburg, Kapstadt (Südafrika) und Kluisbergen (Belgien) ausgestellt. Ebenso war er auf verschiedenen Messen mit Ausstellungen vertreten, u.a. auf der Toronto Art Fair, der Art Karlsruhe und der Positions Berlin. Mathias Hornung lebt und arbeitet in Berlin.
SCORING

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19 P Ausbildung

25 P Arbeit

21 P Aussagekraft

Wann hast du als Künstler angefangen zu arbeiten?

Während meines Bühnenbildstudiums an der Stuttgarter Akademie habe ich angefangen Holzschnitte zu machen. Das mache ich heute noch. Meine Arbeit beginnt mit einem Holzschnitt und kehrt auch immer wieder dorthin zurück.

Wie gehst du bei deiner Arbeit vor und welche Techniken verwendest du?

Meistens geht das ganz handwerklich los, denn ich muss Platten erzeugen, die sich nicht verziehen. In einer Werkstatt säge ich Bohlen auf, die verleimt und zugeschnitten werden auf Formate, die ich dann weiterverarbeite. Erst dann beginnt meine künstlerische Arbeit. Ich beginne, die Platten zu einem Relief zu verarbeiten. Anhand einer Leitlinie, welche als Lineal für die weiteren Linien dient, schneide ich mit meinen Maschinen meist rastermäßig in die Platten rein.

Das handwerkliche interessiert mich gar nicht. Das ist ja letztendlich auch etwas, das ich machen lassen könnte, aber bei manchen Arbeiten muss ich die Grundform doch selber bauen.

Die Leute fragen mich immer, ob ich mit Vorrichtungen oder einer Computerfräse arbeite und ich stoße immer wieder auf Verwunderung, wenn ich erkläre, dass meine Arbeiten von freier Hand gemacht sind. Ich will auch nicht diese Perfektion, diese genauen Parallelitäten oder „Rechtwinkligkeiten“. Ich gehe immer nur ungefähr und nach Reflex an diese genaue Geometrie ran.

Wie entstehen deine Arbeiten?

Einige meiner Arbeiten entstehen parallel zueinander. Oft lasse ich Arbeiten wochen- oder monatelang liegen, arbeite an anderen weiter oder stelle kleinere gleich direkt her.

Wenn ich ein Werk herstelle denke ich parallel vielleicht schon über das nächste Stück nach, weil die Arbeitsabfolgen zum Teil monoton und stupide sind. Bei großen Arbeiten sind es immer wiederkehrende, immer gleiche Abfolgen, also ein sich wiederholender Arbeitsgang, der zur Herstellung des Werkes führt.

Durch dieses stundenlange und monotone Arbeiten falle ich manchmal in so eine Art Trance.

Worum geht es bei deinen aktuellen Arbeiten?

Zurzeit beschäftige ich mich mit Codes, mit Lesbarkeit und Unlesbarkeit von Schriften oder Informationen, wo sich klare Strukturen über eine Art diffuse Zone hin zu einer rein pixeligen Landschaft auflösen.

„Schriften, die sich ins Nichts auflösen“ - das sind Themen, die ich in meinen Arbeiten darstellen will. So ein gleitender Übergang von einer klaren, fast schon geometrischen Bildhaftigkeit hin zu einer sich auflösenden Landschaft. Es geht dann fast in eine Topographie herein, in eine Gleichförmigkeit, wo man nicht mehr einzelne Strukturelemente sieht, sondern nur noch eine Grundstruktur, die in dieser Arbeit vorherrscht.

Mit welchen Materialien arbeitest du und warum?

Ich bin umgeben von Steinbildhauern, aber mit Steinen habe ich nichts am Hut. Holz ist mein Material. Dem Holz bin ich treu.

Holz ist schnell zu bearbeiten, nicht schwer und ich kann relativ flexibel damit arbeiten. Ich kann aufkleben, abnehmen und absägen. Es ist für einen ungeduldigen Künstler ein dienliches Material.

Wie beschreibst du deine Kunst?

Ich beschäftige mich hauptsächlich mit Holzreliefs, Holzschnitten und Holzskulpturen. Ein Holzrelief ist letztendlich eine Arbeit, die man an die Wand hängt, die keine Skulptur ist, aber ins Skulpturale geht und die in einem ganz kurzen Tiefenbereich arbeitet.

In diesem kurzen, faszinierenden Terrain bewege ich mich, diesem engen Spielraum, der zwischen der Zwei- und Dreidimensionalität hin und her kippt und in dem man eine unglaubliche Tiefenwirkung erzeugen kann. Und darum geht es in meiner Arbeit. Das steht im starken Kontrast zum Werk eines Malers, der vielleicht bei jedem Pinselstrich die Richtung ändert. Bei mir ist alles richtungs- und zeitorientiert.

Was macht diese Trance mit dir?

Sie gibt mir Zeit zum Nachdenken. Da ich nichts koordinieren und mich nur darauf konzentrieren muss, dass die Maschine gerade läuft, kann ich über andere Dinge nachdenken.

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Möchtest du etwas mit deiner Kunst aussagen?

Ich möchte, daß die Betrachter meiner Kunst selbst interpretieren, was inhaltlich gemeint ist. Das gefällt mir und ich bin immer dankbar für die Interaktion der Betrachter.

Ich denke, ich mache diese Reliefs, weil ich so ein hin- und her Wanker bin zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Das ist es, was mich immer wieder interessiert und fasziniert, ebenso wie die Phänomene, die ich da erzeugen kann: es kippt etwas in den Raum, es kippt oder fächert auch irgendwie und klappt zurück in die Zweidimensionaliät. In den Reliefarbeiten habe ich diesen kurzen Spielraum und kann mit wenigen Mitteln in diese Räumlichkeit gehen. Wie ich mich da hereingearbeitet habe war ein langer Prozess. Ich glaube man könnte sagen, daß ich ein auf Details versessener Mikrokosmos Freak bin. Und ich muss dabei stets aufpassen, dass ich das große Ganze im Auge behalte.

Meine reinen Rasterarbeiten sind offen für die Interpretation des Betrachters. Auf Titel mag ich mich gar nicht erst festlegen. Ich wähle neutrale Titel, so dass der Betrachter Spielraum hat und selber in eine Welt eindringen kann, denn letztendlich wissen wir ja gar nicht, in welchen Proportionen und Größen wir uns aufhalten. Wer das Original nie gesehen hat schwimmt total, wenn er die Abbildung sieht, weil es nicht klar erkennbar ist, ob das ein Mikrokosmos oder eine ganz große Welt ist. Mich fasziniert es, nicht zu wissen, ob ich in einem Mikro- oder Makrokosmos bin.

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