Michael Burges

"Ein Werk scheint mir dann besonders gelungen zu sein, wenn ich nicht mehr genau weiß worum es geht und es mich dennoch gefangen nimmt."
Der 1954 in Düsseldorf geborene Künstler Michael Burges malt abstrakte Farbkompositionen, die sich durch Brillanz und hochglänzende Haptik auszeichnen. Sein Bildträger ist Acrylglas, das er von der Rückseite bemalt. Burges „Reverse Glass Paintings“ setzen sich mit Naturgesetzen und –strukturen, insbesondere der Physik, auseinander. Zu seinen Werken zählen intensiv farbige Hinterglasbilder sowie auch ruhige meditative Blattgold- und Blattsilber-Arbeiten mit verhaltener Farbigkeit.
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72/90

22 P Ausbildung

25 P Arbeit

25 P Aussagekraft

Was macht deine aktuelle Malerei gerade aus?

Seit ungefähr zehn Jahren betreibe ich die Hinterglasmalerei und nenne diese Bilder „Reverse Glass Paintings“. Diese Art von Malerei ist im Prinzip eine ganz alte, traditionelle Technik, die relativ wenig in der zeitgenössischen Kunst benutzt wird.

Worin unterscheidet sich diese Malerei von der Herkömmlichen?

Der Malvorgang ist invertiert. Das, was vorne ist, kommt zuerst und der Hintergrund wird zuletzt aufgetragen, was bedeutet, dass die Raumstaffelung ziemlich schwierig ist.

Andererseits bleiben in dieser Technik die Farben sehr intensiv, und es ergibt sich eine präzise Einsicht in das Bild. In der klassischen Malerei, wie z.B. der Ölmalerei, verblassen die Farben beim Trocknungsprozess. Bei Hinterglasmalerei hingegen bleiben sie praktisch wie nasse Farbe stehen und somit erhält die Farbe eine enorme Intensität.

Welche Funktion hat dabei das Glas?

Ästhetisch gesehen fungiert die Scheibe zugleich als Trennung und als Portal. Sie bricht die Bildoberfläche, schafft Distanz und gibt gleichwohl allen Strukturen und Farben eine hohe Intensität und Präzision.

Neben Farben verwendest du auch Metall?

Ein großer Teil meines Werks sind mittlerweile meine Metallarbeiten. Metalloberflächen in ihrer Bildlosigkeit und ihrer dennoch großen Präsenzkraft, die aus dem Material selber kommt, faszinieren mich.

Zeit kann in der normalen Malerei nicht wirklich dargestellt werden. Die Darstellung von Veränderungsprozessen hingegen ist möglich und ich nehme dies in meinen Metallbildern auf. Die Bilder verändern sich, sie reifen gewissermaßen.

Möchtest du etwas mit deiner Kunst aussagen?

Ich trete hinter den Prozess und das Werk zurück.

Es gibt keine „Message“, keine Botschaft, keine Erzählung, ähnlich wie in der Musik. Dennoch hat die Musik eine starke Präsenz und Wirkmacht, darum geht es.

Ein Werk scheint mir dann besonders gelungen zu sein, wenn ich nicht mehr genau weiß worum es geht, und es mich dennoch gefangen nimmt.

Womit beschäftigst du dich in der Malerei?

Mein Interesse gilt nicht der traditionellen Malerei, sondern derjenigen, die sich prozessual ereignet und somit weder eine persönliche Handschrift noch eine Botschaft trägt.

In meiner Malerei ist das Malmittel, die Materie, der eigentliche Akteur. Das heißt, ich lasse die Materie über physikalische oder chemische Strukturprozesse sich selber vortragen, und „performen“.

Auf welche Herausforderungen triffst du dabei?

Wie bereits erwähnt hat die klassische Hinterglasmalerei relative große Schwierigkeiten, Räumlichkeit darzustellen, weil der Hintergrund ja zuletzt kommt und der Vordergrund zuerst. Man muss sich erst an den invertierten Malvorgang gewöhnen.

Welche Techniken bevorzugst du?

Ich benutzte Techniken der Farbschüttung, der chemischen Intervention und Farbquetschungen.

Die Besonderheit dieser Techniken ist, dass es keinen Plan geben kann. Ich lege die Farben vor und initiiere den Prozess, z.B. die Farbquetschung, und überlasse alles den Ereignissen, demsogenannten Zufall. So öffne ich die Malerei dem Unvorhergesehenen und bestimmten physikalischen Gesetzen und trete in meiner Persönlichkeit zurück.

Das Malmaterial ist bei mir nicht nur Medium, sondern der eigentliche Akteur.

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Mit welchen Metallen arbeitest du?

Ich verwende für meine Metallarbeiten 23.75 Karat Gold, Palladium, Silber, Kupfer und Messing.

Meine Metallbilder weisen eine blattbedingte geometrische Rasterung auf, welche oft etwas aufgebrochen ist. Diese Brechungen resultieren aus Störungen, die im Klebeprozess entstehen und mit Farbe hinterlegt werden. Hinzu kommt aber ein zweiter alchemistischer Prozess: zum einen die Diffusion der Farben durch das sehr dünne Blattmetall, und zum zweiten die Oxidation bei den Metallen Silber, Kupfer und Messing.

Das bedeutet, dass die Bilder aus sich heraus sich selber weiterentwickeln. Sie sind „self-emergent“, und realisieren ihr eigenes, verborgenes Potenzial in der Zeit. In dieser Weise ist die Zeit konzeptuell mit hineingenommen.

Eine ganz eigene Metaebene ist das Verhältnis der Metalle zum Licht und zur Reflexion. Sie interagieren mit der Umgebung, sie reflektieren und changieren mit dem Standpunkt des Betrachters und sind völlig abhängig davon, was der Betrachter mit ihnen macht.

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