Rainer Gross

"Meine Kunst spiegelt die Fragen und die Komplexität des Lebens wieder, wie ich sie empfinde und wie ich versuche, sie auszudrücken."
Rainer Gross arbeitet und lebt in New York City, USA. Rainer ist geboren in Köln und hat nicht nur ein Atelier in Long Island, USA, sondern auch in seiner Geburtsstadt. Seine Werke befinden sich in diversen öffentliche Sammlungen. Die prominentesten sind: 2013 Margaret Thatcher Projects, New York, USA, die Bernstein Collection, New York, USA oder auch die Chase Bank collection, New York, USA, sowie die Hoffmann La Roche, Basel, Switzerland und die MGM Mediengruppe München.
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24 P Ausbildung

24 P Arbeit

24 P Aussagekraft

Wann hast du als Künstler angefangen zu arbeiten?

Ich habe immer schon gemalt und hatte nie das Bedürfnis zu schreiben oder Movies zu machen, auch wenn ich gerne Filme sehe oder Bücher lese. Hier und da schreibe ich auch einige Essays für Kunstkataloge, wie gerade für die Larry Rivers Retrospektive im Herbst 2019 im Ludwig Museum in Koblenz.

Als 15/16 Jähriger hatte ich mit Musik angefangen, aber gleichzeitig auch immer schon gemalt. In Köln hatten wir damals eine Band gegründet. Die Musik und die Malerei waren einfach eins zu der Zeit. Viele von uns, die damals in den 60er Jahren anfingen Kunst zu machen, mussten auch eine Band gründen. Da gab es kein Drumherum. Einige Kollegen haben auch während des Studiums damit weiter gemacht. Aber ich habe mich dann doch der Malerei verschrieben.

Dann bist du auch ein Musiker?

Zu einem Teil. Ich habe mich nie auf ein Instrument spezialisiert, ich war immer an verschiedenen Instrumenten interessiert und habe überall versucht, mit meinen beschränkten Möglichkeiten das Beste rauszuholen.

Ich habe als Rockdrummer angefangen, bin dann über die Jahre auch zur Gitarre gekommen, weil ich auch meine eigenen Songs schreiben wollte. Meine Beziehung zu Musik, zu Gitarre und zu Schlagzeug ist an sich, was mich auch weiterhin interessiert und was mir den Abstand zur Malerei gibt.

Mit welchen Materialien arbeitest du und warum?

Ich mache Papierarbeiten und Arbeiten auf Leinwand mit Ölfarbe und Pigmenten. Ich habe mich auf dieses Prinzip eingelassen, und das ist meine Welt.

Gibt es Farben und Formen, die du bevorzugst?

Ich liebe alle Farben und bevorzuge keine. Für mich ist Farbe nur wichtig in Bezug auf andere Farben. Farbe allein ist für mich ohne Bedeutung. Ich beschränke mich auf meine Malerei und möchte auch im Moment keine andere Art der Kunst machen.

Möchtest du etwas mit deiner Kunst aussagen?

Mir geht es nicht darum, meine Kunst verständlich zu machen. Wer sich die Arbeiten anschauen möchte ist gerne dazu eingeladen. Sie sprechen für sich selbst und brauchen auch keine Erklärung. Alles ist ablesbar.

Meine aktuellen Arbeiten heißen Twins, weil sie einander bedürfen. Die eine Arbeit kommt aus der anderen, wie bei Zwillingen, die im Bauch wachsen. Zwillinge entstehen aus einer Teilung der Gene, meine Bilder entstehen aus dem Auseinanderziehen der Leinwände. Insofern hat das auch einen menschlichen Charakter. Das Auseinanderziehen der Twins Arbeiten ist für mich wie eine Geburt, weil es einen organischen Charakter hat: das Bild wird gewissermaßen ‚geboren‘. Die Lagen, die dann aufbrechen, sind nicht vorhersehbar. Man weiß nicht genau, was man bekommt - wie bei einer normalen Geburt. Die Namensgebung der Twins ist zufällig, blind aus dem Telefonbuch gewählt. Wie die Kinder auch mit ihren Namen leben und diesen erfüllen müssen, müssen die Bilder ihren Namen bekommen und ihn erfüllen.

Wie stehen Musik und Kunst bei dir zueinander?

Die Musik ist für mich eine seelische Aufarbeitung. Ich höre mir sehr gerne Musik an, ich mache auch selbst Musik. Ich versuche, mich dadurch zu harmonisieren. Wenn ich abends noch kurz etwas Gitarre spiele, dann fühle ich mich einfach besser.

Was möchtest du in fünf Jahren erreichen?

Ich bin jetzt 68 Jahre alt. In 5 Jahren hoffe ich, noch weiterzuarbeiten und meine Arbeit verbreiten zu dürfen und den Leuten, die jetzt in meine Arbeit investiert haben, auch später noch eine bessere Rendite zu bringen (lacht).

Warum hast du als Künstler angefangen zu arbeiten?

Nach meiner Schulausbildung wollte ich einfach nicht irgendwo angestellt sein. Wir waren damals mit mehreren jungen Leuten und sehr viel mit Musik unterwegs. Malerei war damals unser Thema. Ich habe mir Malerei als Ausdrucksmittel ausgesucht, denn damit formuliere ich, was ich zu sagen habe ohne Worte.

Was hat dich nach Amerika gezogen?

1972 habe ich in Köln den amerikanischen Maler Howard Kanovitz getroffen. Mit ihm bin ich damals in die USA gegangen und dann auch dortgeblieben. Heute wohne und arbeite ich teilweise in Deutschland und hauptsächlich New York.

Wie gehst du bei deiner Arbeit vor?

Meine Arbeiten der letzten zwanzig Jahre sind sogenannten „Twins“. Ich arbeite mit zwei Leinwänden. Die eine Leinwand ist voll von sich überlagernden Pigmenten. Auf die zweite Leinwand wird eine Ölschicht aufgetragen. Dann werden beide wie ein Sandwich zusammengelegt und mit den Händen bearbeitet und wieder auseinandergezogen. Es entsteht eine Monotypie, ein einmaliger Abdruck, der eine Überraschung, sowohl für mich wie auch für den Betrachter, ist. So ergeben sich zwei Leinwände, die nebeneinander gezeigt werden.

Man weiß nie genau, wo die Pigmente aufbrechen, wo das Öl durchkommt und was man genau bekommt. Da liegt an sich die eigentliche Qualität meiner Arbeit, im Zufall, im Organischen, im Prozess.

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Wo arbeitest du?

Ich arbeite in den USA und zeitweise in Köln. Ich lebe sehr zurückgezogen und meine Arbeiten werden in Galerien und Museen rezipiert. Ab und zu tausche ich mich mit Kunden, Betrachtern oder Besuchern über meine Arbeit aus oder ich werde eingeladen, um an Universitäten oder unserer Akademie Vorträge zu halten. Das ist eine schöne Abwechslung, welche mir erlaubt, meine eigene Batterie wieder aufzuladen, um mich dann wieder ca. 6, 8, 10 Wochen in die Einsamkeit zurückzuziehen.

Während der Arbeit bin ich in einer Trance, die ich ganz leicht als Abwesenheit vom Anderen betrachte. Bei der Arbeit vergesse ich die Zeit und alles andere und kann mich nur mit den Materialien, Reflektionen und meiner Intuition beschäftigen, vergleichbar mit Fußballfans, die sich ein Spiel anschauen und völlig in den Bann gezogen werden. Man muss nicht unbedingt Kunst machen, um das zu erfahren.

Wie würdest du deine Kunst beschreiben?

Der rote Faden in meiner Kunst war über Jahre die Veränderung. Nach einem gewissen Punkt habe ich festgestellt, dass es verschiedene Lagen in meiner Arbeit gibt, verschiedene Ebenen, malerische Ebenen, sowie auch Collagen und Farbebenen. In den letzten 20 Jahren habe ich meine Malerei nun so reduziert, dass ich nur mit reinen Pigmenten, Ölfarbe und Leinwand arbeite. In den neuen Twins Arbeiten spiegeln sich meine amerikanische und meine deutsche Geschichte, mein Leben wider. Meine Kunst spiegelt an sich die Fragen und die Komplexität des Lebens wider, so wie ich sie empfinde und wie ich versuche, sie auszudrücken.

Welche Ziele hast du?

Mein Ziel ist es, noch bis zum Lebensende weiterzumachen und weiterzuarbeiten und hoffentlich noch viele schöne Bilder in die Welt zu bringen.

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