Thomas Reifferscheid

"Arbeiten am harten Gestein bedeutet für mich Auseinandersetzung mit Zeit und Dauer."
Thomas Reifferscheid arbeitet und lebt in Hürth. Seine bedeutenden Arbeiten aus den verschiedensten Gesteinen befinden sich unter anderem in folgenden öffentlichen Sammlungen: EMAAR Art Festival, Dubai (UAE), The Scenic Rim Council, Queensland, (AUS), Deutsche Bank, Wiesbaden (G), Stadt Wiesbaden (G). „Harte Gesteine wie Granit oder Basalt sind meine bevorzugten Werkstoffe. Manchmal benutze ich auch Marmor und Kalkstein. Selten arbeite ich mit harten Hölzern wie Eiche.“
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25 P Ausbildung

24 P Arbeit

23 P Aussagekraft

Wann hast du als Künstler angefangen zu arbeiten?

Direkt im Anschluss an mein Bildhauerstudium, 1984, habe ich angefangen als Künstler zu arbeiten und seitdem bin ich freischaffender Künstler.

Gibt es etwas oder jemanden, der dich beeinflusst?

Einerseits haben mich seit jeher die großen Bildhauer fasziniert. Dazu gehören Constantin Brâncuși und Karl Prantl. Während meiner Ausbildung hatten Günter Manke und Heinz-Georg Häusler einigen Einfluss mich.

Andererseits kann aber auch ein kultureller Umstand Einfluss auf mich haben. Wenn ich für Kunst an einem Bauprojekt angefragt werde, so überlege ich mir, für wen die Arbeit gemacht wird und wo sie stehen soll. Antworten zu diesen Fragen legen die Charakteristika bezüglich Proportionen und Größe fest, die dann Einfluss auf ein Objekt nehmen.

Mit welchen Materialien arbeitest du und warum?

Ich liebe die Auseinandersetzung mit harten Gesteinen. Insbesondere deswegen, weil der Arbeitsprozess unheimlich verlangsamt wird. Bei der Ausarbeitung einer Skulptur kann es sein, dass ich über Tage hinweg an ein und derselben Stelle schleife und arbeite. Dabei vergesse ich oft den zeitlichen Aspekt.

Welche Gesteine bevorzugst du?

Mein Fokus liegt auf den dunklen, harten Gesteinen, weil mich ihre Plastizität und die Möglichkeit von Licht- und Schattenspiel sehr ansprechen und aus künstlerischer Sicht sehr ergiebig sind. Des Weiteren führt mir das Harte und Widerständige immer wieder vor Augen, was ich da genau mache und fordert mich entsprechen. Zudem fasziniert mich der verlangsamte Arbeitsprozess, der mir ermöglicht, mich auf viele Details einzulassen. Es gibt hingegen auch Ausnahmen, hin und wieder arbeite ich mit farbigen Materialien und seltener mit weichen Gesteinen.

Möchtest du etwas mit deiner Kunst aussagen?

Besucher sollen selber entdecken, was in den Skulpturen steckt. Viele meiner Arbeiten sind Abwandlungen von bekannten Formen und Besucher stellen dann oft in Irritation fest, dass es doch etwas Eigenes ist. Mir entspricht das sehr. Es ist jedoch auch zu beachten, dass in fremden Ländern, wie zum Beispiel in Australien, Skulpturen oft ganz anders wahrgenommen werden als hier in Europa.

Schlussendlich sind mir meine Skulpturen oft selber ein Rätsel. Ich hoffe, dass dies möglichst lange so bleibt. Wenn dieses Rätsel auch bei Besuchern entsteht, freue ich mich, obwohl dies für den Besucher häufig irritierend sein kann.

Das Entscheidende ist aber, dass meine Arbeit selber ein freies Spiel mit Grundformen und Grundideen ist.

Welche Ziele hast du?

Ich möchte möglichst lange Bildhauer bleiben.

Warum hast du als Künstler angefangen zu arbeiten?

Dass ich Künstler geworden bin ist mir bis heute ein Rätsel. Ich weiß nur, dass es aus meinem tiefsten Inneren kam. Dank meiner Mutter habe ich ganz früh Zugang zu künstlerischem Material erhalten. Während sie einen Malkurs besucht hat durfte ich mich mit Ton beschäftigen, diesen modellieren und bearbeiten ohne dass jemand mich in irgendeiner Weise kritisiert hat oder kommentiert hat was ich daraus mache. Das war eine sehr intensive und schöne Erfahrung, die dann letztendlich auch meinen Berufswunsch geweckt hat.

Wer und was inspiriert dich?

Verschiedenes inspiriert mich. Einerseits ist es sowohl das Material, der Stein, den ich mir in einem Steinbruch aussuche, aber auch die kulturelle Gegebenheit wie zum Beispiel ein Ort, für den die Arbeit gedacht ist. Des weitern inspiriert mich der gesellschaftliche Anlass, der mir einen Auftrag zuspielt.

Welche Techniken bevorzugst du?

Meine Arbeit baut auf einem Zusammenspiel verschiedener Techniken auf. Ich beginne damit, dass ich mir einen Steinblock aussuche und versuche, die Proportionen für die spätere Form zu erkennen. Sobald ich diese bestimmt habe, definiere ich Spaltlinien, bohre Bohrlöcher ein und spalte den Stein mit Hilfe der gesetzten Treibkeilen. Das Spalten eines Steinblocks erfordert höchste Konzentration. Der Klang der Treibkeile, der immer heller wird, teilt mir mit, wann die Spannung hoch genug ist, um den Stein zum Bersten zu bringen. Eine geglückte Spaltung ist ein außerordentlich schöner Moment. Im Anschluss daran zeichne ich am Stein die weiteren Umrissformen an und schneide diese dann frei.

Auf Grund meiner weiteren, sehr anspruchsvollen Bearbeitung des Steines wende ich ausschließlich diese Technik an, denn somit weiß ich, ob der Stein stark genug ist oder nicht.

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Wo ist dein Arbeitsplatz?

Meine Arbeit beginnt damit, dass ich mir einen Stein aussuche. Dazu fahre ich selber in Steinbrüche und wähle mir meinen Stein aus, was wiederum Einfluss auf den weitern gestalterischen Prozess hat. Dieser Steinbruch kann irgendwo sein, in Deutschland oder auch in Australien, wo ich momentan oft arbeite.

Welche Werte sind dir wichtig?

Arbeiten am harten Gestein bedeutet für mich Auseinandersetzung mit Zeit und Dauer.

Das Wissen, dass meine Skulpturen mich lange überleben werden und einen eigenen Wert darstellen, der sich innerhalb eins Zeitgeschehens messen lassen muss, fasziniert mich.

Während meiner Arbeit, wenn ich völlig konzentriert bin und ich mein Ego ganz abschalte, treffe ich tief in meinem Innersten etwas äußerst Pures. Es lässt sich nicht in Worte fassen, ist jedoch mit einem fast meditativen Zustand zu beschreiben. Diesen Zustand versuche ich immer wieder anzutreffen.

Was möchtest du in fünf Jahren erreichen?

Ich möchte auf meinem Weg als Bildhauer, als Teil des Kunstgeschehens, einen Schritt weiter gegangen sein.

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