Max Diel

"Es ist mir ein Anliegen, in der Malerei die innere Welt mit der äusseren Welt zu verschmelzen."
Der Maler Max Diel wurde 1971 in Freiburg im Breisgau geboren. Er studierte an der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam und an der Hochschule der Künste in Berlin, wo er auch 1999 Meisterschüler war. In Hamburg hatte er 2013 einen Lehrauftrag an der Hochschule für angewandte Wissenschaften und ebenso 2016 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit dem Jahr 2000 sind seine Werke regelmäßig in Einzelausstellungen zu sehen, unter anderem in Berlin, Köln, Bonn, Basel und New York. Ebenso ist er jedes Jahr bei zahlreichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland vertreten. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin.
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26 P Ausbildung

21 P Arbeit

21 P Aussagekraft

Wann hast du als Künstler angefangen zu arbeiten?

Die Malerei begleitet mich schon mein ganzes Leben, die Kunst hat mich quasi gefunden. Anscheinend war es so, dass ich im Kindergarten, immer wenn ich zur Tür herein kam gesagt habe: `Wo sind meine Stifte, wo ist mein Papier?

Wer und was inspiriert dich?

Mein Weg in die Malerei führte mich über den Surrealismus, über Dalí und Magritte. Als ich Kind war hat mich mein Vater darauf aufmerksam gemacht, dass Künstler häufig Träume darstellen. Das habe ich mir gemerkt. Als ich dann als 15-jähriger auf Magritte und Dalí gestoßen bin hat es mir sofort eingeleuchtet, dass es sich hier um Darstellung von Träumen handelt. Das war für mich so eine Art Einstieg in die Malerei und ein bewusstes Wahrnehmen von Malerei und ihrer Ästhetik als ein Teil der Erwachsenenwelt, an der ich ja auch Teil hatte, die aber sonst getrennt von mir war. Daher ist wohl auch die Kunst Dalís für Teenager so ansprechend.

Zuvor war Malerei für mich mehr wie eine Art Spiel und Spaß. In Zusammenhang gebracht habe ich plötzlich gemerkt, dass ich ein ernster Entwickler oder Kenner bin. Durch die Begegnung mit den Künstlern des Surrealismus habe ich zum ersten Mal begriffen, dass ich Teil der Malereiwelt sein kann und will, dass ein gewisser Ernst dahintersteckt und Malerei nicht nur Spiel ist, sondern auch Ernst vermittelt.

Ich versuche eigentlich immer so etwas wie eine Art Knotenpunkt zu finden. So etwas wie eine große U-Bahn-Station wie zum Beispiel den Alexanderplatz in Berlin, wo man sich von allen Seiten aus andocken kann. Ich gehe davon aus, dass wenn etwas in mir virulent ist oder wenn es mich wirklich aufrührt, jemand anderes auch davon bewegt werden kann.

Wie gehst du bei deiner Arbeit vor?

Mir war es immer wichtig, Momente, die ich im Leben erlebe und Situationen, die mir begegnen, als Momente der Inspiration zu empfinden. Dann mache ich in der Regel ein Foto oder nehme einen Gegenstand ins Atelier mit und versuche, dort etwas daraus zu machen.

Auf der Leinwand beginnt dann ein offener Prozess. Ich lasse mich treiben und vertraue dem Moment dieser Inspiration und gehe einem Bild eher entgegen, als dass ich von vorneherein die Idee im Kopf habe, wie das Bild aussehen muss. Ich sehe das als Verschmelzung von Innenwelt mit Außenwelt. Das Foto oder der Gegenstand, den ich aus dem realen Leben mitnehme, ist für mich die Außenwelt. Der Prozess im Atelier ist so etwas wie eine Reise ins Innere und dann kommt es zur Verschmelzung der Innen- und Außenwelt.

Mir geht es darum, einzelne Momente zu erleben, in denen ich eine Inspiration erfahre und aus diesen Momenten möchte ich ein Bild kreieren. Ich weigere mich, ein künstlerisches Steckenpferd zu haben.

Welche Techniken bevorzugst du?

Ich benutze häufig Collage. In der Collagetechnik wird die Realität des Bildes hinterfragt, was ein kunstgeschichtliches Thema der Moderne ist. Da werden der Bildträger und seine Beschaffenheit als solches thematisiert. In dem Moment, in dem ich ein Loch in ein Blatt mache, wird das Papier zum Objekt. In dem Moment, in dem ich in die Leinwand schneide, wird die Leinwand zum Objekt. Indem ich Collagentechnik anwende, thematisiere ich diesen Themenbereich.

Was ist dir mit deiner Kunst wichtig?

Ich sehe mich selber als eine Art konservativer Anarchist. Der konservative Teil in mir versucht die Kunstgeschichte weiter zu bringen. Der anarchistische Teil möchte die Gattung negieren und seinen eigenen Weg gehen. Im Grunde kann man da schon sagen, dass ich versuche, Widersprüche zu vereinen. Aber ich möchte mich eben dem Schubladendenken entziehen.

Welche Ziele hast du?

Wenn ich Ziele im Sinne von Strategien in meinem Leben hatte, dann haben die noch nie funktioniert. Meine Strategie sieht am ehesten so aus, dass ich mich dem Leben und auch der Malerei gegenüber öffne und schaue, was passiert.

Warum hast du als Künstler angefangen zu arbeiten?

Im Anschluss ans Abitur habe ich meinen Zivildienst in Amsterdam absolviert. Tagsüber habe ich mit Drogenabhängigen gearbeitet und nachts habe ich zum Ausgleich gemalt - meinen Blick aus dem Fenster - und daraus sind meine Fensterbilder entstanden. Dabei war mir immer der Blick im Inneren des Raumes genauso wichtig wie der Blick ins Äußere hinaus. Und zusätzlich war mir die Glasscheibe, die Innen- und Außenwelt voneinander trennte, wichtig. Die Glasscheibe habe ich auch immer thematisiert. In Form von Spiegel oder Verunreinigung des Fensterglases. Das ist in dem Sinn interessant, weil es sich bis heute durchgezogen hat und immer wiederkehrt. Diese Thematisierung von `Innenraum´ und `Außenraum´ und was ich damit mit mir selber verbunden habe: Was ist mein Inneres - was ist mein Äußeres? Was ist die Außenwelt, wie stehe ich zu ihr und wo ist die Grenze?

Diese Fensterbilder zählen für mich als die ersten Bilder, die ich in meiner künstlerischen Laufbahn gelten lassen würde.

Gibt es etwas oder jemanden, der dich beeinflusst?

Generell kann man sagen, dass Kunstgeschichte ein großes Motiv in meiner Malerei ist. Ich verstehe Kunstgeschichte nicht als Wissenschaft, sondern ich gehe als Künstler an Kunstgeschichte heran. Wenn ich eine Münze aus dem 16. Jahrhundert sehe, spüre ich die Zeit, die zwischen mir und der Münze liegt. Aber wenn ich ein Bild von Michelangelo oder Hans Baldung Grien sehe spüre ich überhaupt keinen Zeitunterschied. Ich habe das Gefühl, das Bild ist gestern gemalt worden, weil ich überzeugt bin, dass der Künstler seinen Geist oder seine Seele in das Bild gelegt hat. Wenn ich Bilder male unterhalte ich mich mit Künstlern.

Im Grunde kann man sagen, dass seelische Prozesse wie auf meinem Bild Blue-Eyed zu psychologischen Momenten führen, die ein wesentliches Merkmal meiner Bilder sind. Eine besondere Rolle spielt dabei auch der Spiegel. Dazu muss man sagen, dass die Malerei seit der Renaissance immer wieder als ein Spiegel oder ein Fenster in eine andere Welt dargestellt wurde. In der Moderne hat man angefangen, diese Funktion des Tafelbildes zu hinterfragen. Künstler wie Picasso, Matisse oder David Hockney haben immer wieder darauf angespielt, dass das Tafelbild als solches obsolet ist. Dadurch, dass der Spiegel in meinem Bild zerbrochen und auch in einer verschobenen Perspektive dargestellt ist, habe ich diese neu zur Sprache oder genauer gesagt, ins Bild gebracht.

Gibt es etwas oder jemanden, der dich beeinflusst?

Generell kann man sagen, dass Kunstgeschichte ein großes Motiv in meiner Malerei ist. Ich verstehe Kunstgeschichte nicht als Wissenschaft, sondern ich gehe als Künstler an Kunstgeschichte heran. Wenn ich eine Münze aus dem 16. Jahrhundert sehe, spüre ich die Zeit, die zwischen mir und der Münze liegt. Aber wenn ich ein Bild von Michelangelo oder Hans Baldung Grien sehe spüre ich überhaupt keinen Zeitunterschied. Ich habe das Gefühl, das Bild ist gestern gemalt worden, weil ich überzeugt bin, dass der Künstler seinen Geist oder seine Seele in das Bild gelegt hat. Wenn ich Bilder male unterhalte ich mich mit Künstlern.

Im Grunde kann man sagen, dass seelische Prozesse wie auf meinem Bild Blue-Eyed zu psychologischen Momenten führen, die ein wesentliches Merkmal meiner Bilder sind. Eine besondere Rolle spielt dabei auch der Spiegel. Dazu muss man sagen, dass die Malerei seit der Renaissance immer wieder als ein Spiegel oder ein Fenster in eine andere Welt dargestellt wurde. In der Moderne hat man angefangen, diese Funktion des Tafelbildes zu hinterfragen. Künstler wie Picasso, Matisse oder David Hockney haben immer wieder darauf angespielt, dass das Tafelbild als solches obsolet ist. Dadurch, dass der Spiegel in meinem Bild zerbrochen und auch in einer verschobenen Perspektive dargestellt ist, habe ich diese neu zur Sprache oder genauer gesagt, ins Bild gebracht.

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Mit welchen Materialien arbeitest du und warum?

Ich arbeite überwiegend mit Ölfarben auf Leinwänden. Bei Papierarbeiten benutze ich Gouache, Buntstift und Kreide durcheinander.

Möchtest du etwas mit deiner Kunst aussagen?

Ich verstehe meine Malerei als eine Verbindung zwischen Innenwelt und Außenwelt und der Grenzscheibe dazwischen. Ich habe das sprichwörtlich gesehen. Im Raum bin ich, im Außenraum sind die anderen und die Glassscheibe ist die Trennung dazwischen. Es ist mir jedoch auch ein Anliegen, in der Malerei innere Welten mit äußeren Welten zu verschmelzen. Im Grunde male ich mein Leben.

Gestik ist ein wichtiges Thema meiner Kunst. Deshalb sind die Personen auf meinen Bildern selten frontal zu sehen, da sich so die Gestik der Person besser darstellen lässt.

Das Bild Blue-Eyed stellt so etwas wie ein filmischer Moment dar und ist gleichzeitig ein psychologischer Moment. Das ist etwas, was in meinen Bildern immer wiederkehrt. Bilder sind für mich wie die Suche nach sich selbst oder eine Reise ins Innere.

Bei Blue-Eyed ist es so, dass zwei verschiedene Freundinnen von mir zusammengefunden haben. Dass es sich um zwei verschiedene Frauen handelt weiß man zwar nicht direkt, aber man kann es erspüren und das ist mir wichtig. Ich hätte natürlich auch dieselbe Frau, die sich spiegelt, darstellen können. Aber das ist eben ein Teil des Prozesses, der sich im Machen des Bildes ergibt. Plötzlich entsteht eine Spiegelsituation aus der wieder eine andere Frau ins Bild kommt. Man hat das Gefühl, dass eine Frau sich selbst im Spiegel nicht erkennt. Das erinnert an Narziss und den Imperativ des ‚Erkenne dich selbst‘, der schon seit der Antike eine Rolle gespielt hat und der wiederum in der Malerei von Caravaggio und vielen anderen Künstlern aufgegriffen wurde.

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